Zensur in Killerspielen - Medien zu stark reguliert?

Bei der alljährlichen Veranstaltung "Quo Vadis" wurde eine Debatte über das bekannte Zensurthema mit Politikern und Vertretern der Spielbranche geführt.

Die Stellungnahme eines Befürworters: (gekürzt und korrigiert)
 
Die relevanten und meinungsbildenden Medien, die vital für eine Demokratie sind, (...) sind mit ihren publizistischen Freiheitsrechten sehr viel unabhängiger als in anderen europäischen Mitgliedstaaten. In diesem Zusammenhang von Zensur zu sprechen ist einfach nur substanzlos und billig. (...)
Die Wahrung der Unabhängigkeit der Presse ist in einer Demokratie sehr viel wichtiger und bedeutender, als die Frage, ob man bei CoD (Ego-Shooter) foltern kann oder nicht. Die Verhältnismäßigkeit sollte man auch bei solchen Scheindebatten berücksichtigen.

Aus dieser Stellungnahme entnehme ich die Kernfrage:

Wenn Medien geschnitten werden - ist das eine Zensur? und
Welches Ausmaß hat eine solche "Beschneidung"?


Im Folgenden möchte ich dieser Meinung mit meiner eigenen Stellungnahme entgegnen.

Zensur ist nicht anderes als ein politisches Verfahren, Inhalte zu kontrollieren. Dass Zensur in anderen medialen Bereichen eine viel größere Auswirkung hat, ist richtig. Zensur in Gewaltspielen ist nicht mit einer Einschränkung der Pressefreiheit zu vergleichen. Letzteres würde nicht mehr auf demokratischer Basis vertretbar sein, wohingegen die Zensur in Ego-Shootern es scheinbar ist. Dennoch: Die Klassifizierung ist richtig!

Den direkten Vergleich zwischen Zensur in Informationsmedien und der Zensur in der Unterhaltungsbranche stellt hier niemand an - niemand vergleicht die Mücke mit dem Elefanten, aber die Mücke ist existiert! Das Wegschneiden einzelner Szenen oder Inhalte in Spielen und Filmen kann nicht als Modifikation bezeichnet werden, wenn diese politisch motiviert sind, sodass wir letzendlich ein politisch korrektes Medium haben! Das nennt man Zensur!

Nun lässt sich die Frage nach der Zensur immer schwer beantworten. Die einen sehen es moralisch vertretbar - die anderen nicht. Die Frage ist hier aber mehr nach der realen (!) Auswirkung. Die Zensur betrifft nicht unmittelbar jedes Individuum - es betrifft die Gruppe der Konsumenten! Wenn diese Gruppe es für moralisch vertretbar hält und keine Dinge davon "nach außen" trägt, warum soll der Konsum des unzensierten Mediums dann verboten bzw. schädlich sein? Die Gesellschaft der Nichtkonsumenten nimmt keinen Schaden an und ist auch keiner Gefahr ausgesetzt. Der Unterhaltungsbranche hingegen ist der Ablehnung des Konsumenten ausgesetzt, welche sich in Verlustzahlen ausdrücken lassen könnte.

Je nachdem wie tief dieser "Einschnitt" ist, verliert das Medium seinen "Reiz" gänzlich. In dem angeführten Beispiel Call Of Duty hält sich dies noch in Grenzen. Aber die Zensur geht oft so weit, dass einzelne Medien ihrer ursprünglichen Klassifizierung ("Horror-Adventure", "Ego-Shooter", "Thriller" usw.) nicht mehr gerecht werden. Die Basis der Gewalt-Medien ist der Schockmoment! Wird dieser herausgeschnitten, so verliert das Medium das "Beste", den inneren Kern!

Stellen wir uns einfach mal einen zensierten Romantikfilm vor, in dem die Kussszene herausgeschnitten wurde. Hat der Film noch ihrgendetwas zu bieten? Was ist jetzt noch wert, als Höhepunkt bezeichnet zu werden? Und wirtschaftlich betrachtet: Gäbe es für solch einen Film noch eine Zielgruppe?

Welchen Zweck verfolgt eine Zensur? und
Was machen die Betroffenen?

Noch nie war eine Zensur unumgehbar. Wenn ein Spiel zu stark geschnitten ist, dann erlebt es oft (wie oben beschrieben) einen Umsatzeinbruch in Deutschland. Verzichtet der Ego-Shooter Fan also auf das betreffende Spiel? Was geschieht, wenn ein Spiel stark geschnitten ist?

(Meine Annahmen beruhen nicht auf Statistiken!)


1. Das betreffende Spiel wird nicht legal erworben. Unzensierte, aber illegale Kopien des Spiels kursieren zahlreich im Internet. Der Schritt ins Raubkopierer-Milieu scheint attraktiv. ehrliche Kunden fühlen sich betrogen und wenden sich vom Spiel ab.

2. Das betreffende Spiel wird in Ländern erworben, in denen es keine Spielzensur gibt (bsp. Österreich oder Amerika).

3. Für das betreffende Spiel werden sog. "Uncut-Patches" oder "Blood-Mods" veröffentlicht, welches das zensierte Spiel (kostenlos, aber oft nicht legal) in ein unzensiertes verwandelt. Diese Modifikation kursieren zahlreich im Internet.

4. Auf Videoplattformen wie YouTube existieren zahlreiche Aufnahmen des ungeschnittenen Spiels, sog. "Gameplay-Videos". Konsumieren ist nicht mit Spielen zu vergleichen, jedoch ist der Zweck der Zensur damit völlig ausgehebelt (Aufruf ohne Altersbeschränkung!).

5. Bei bestimmten Spiele-Diensten, die mittels Onlinekauf und -download Spiele vertreiben (bsp. Steam) lässt sich eine falsche (bsp. amerikanische) Identität vorgaukeln, sodass das ungeschnitte Original erworben wird.

... und zahlreiche weitere Möglichkeiten zeigen: Die Zensur nützt nichts!

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